Energie-Zukunft Appenzell Ausserrhoden - Potenzial der erneuerbaren Energie nutzen und Strom sparen

Die Energiewende bedingt Offenheit, Innovationsgeist, ein Umdenken, und sie ist abhängig von der Akzeptanz, Wahrnehmung und vom Verhalten der Bevölkerung, so ein Fazit des ersten PolitDialogAR zur «Energie-Zukunft Appenzell Ausserrhoden» - eine Veranstaltung der FDP.Die Liberalen Appenzell Ausserrhoden.

Der erste PolitDialogAR setzte einen Fokus auf die «Erneuerbaren Energien», im Wissen darum, dass die Energie-Debatte damit nicht vollständig abgedeckt ist. Es wird dabei auch um den veränderten Energiebedarf der Schweiz bis 2050 gehen, um die Frage, wie ein sinnvoller Strommix in Zukunft aussehen soll und die Frage wie viel und welchen Importstrom wir in Zukunft brauchen werden - damit verbunden die Aussenbeziehungen der Schweiz, insbesondere zu Europa.

Energiegesetz Appenzell Ausserrhoden - ein liberales Gesetz
Technologien zur Entwicklung erneuerbarer Energien sind vorhanden und werden laufend weiterentwickelt. Nun ist es an der Zeit, konkret aktiv zu werden und diese auch zu nutzen, so ein Fazit aus dem ersten PolitDialogAR, das mit 60 Teilnehmenden gut besucht war. «Von Nichts kommt nichts». Dies; ganz im Sinne der Zeughaus-Ausstellung «Applied Utopia» des Künstler-Kollektivs «Nothing can come from nothing» (NCCFN), welche ebenso am 1. April 2023 im Zeughaus eröffnet wurde. FDP-Kantonsrat Matthias Tischhauser (Präsident Kommission Bau und Volkswirtschaft und Stiftungsratspräsident Zeughaus Teufen) verwies in seiner Videobotschaft darauf, dass Appenzell Ausserrhoden über eines der fortschrittlichsten Energiegesetze der Schweiz verfügt. Ein wirkungsvolles, zukunftsorientiertes und liberales Gesetz, das nicht nur die bauenergetischen Massnahmen abdeckt, sondern auch klare Zielvorgaben beim Ausbau und der Gewinnung von erneuerbaren Energien setzt. Ein Potenzial, das für Tischhauser riesig ist, die Versorgungssicherheit erhöht und die Abhängigkeit vom Ausland reduziert. Dies auch im Interesse künftiger Generationen. So setzt sich der Liberalismus für die Würde, Freiheit, Lebenschancen aller Menschen ein und er wägt stetig zwischen den heutigen und künftigen Freiheitsinteressen ab.

Nationale Rahmenbedingungen - Umdenken in Energiefragen
Die vier Referenten zeigten das Spannungsfeld von nationalen politischen Rahmenbedingungen und kantonalen konkreten Ansatzpunkten sowie Zielkonflikten im Ausbau der Erneuerbaren, verbunden mit zunehmendem Stromverbrauch. Nils Epprecht, Geschäftsführer Schweizerische Energie-Stiftung, verwies in seinem Referat zur «Energiestrategie 2025» auf die Ausbaurichtwerte der Elektrizität aus erneuerbaren Energien 2050 und die Einsparrichtwerte 2050 auf nationaler Ebene. Verschiedene Faktoren führen seit 2018 zu einem Umdenken in Energiefragen. Klima-Bericht, Pandemie, Verhältnis zur EU, Ukraine Krieg mit Gasliefer-Engpässen, AKW-Ausfällen in Frankreich und trockenen Sommern, um nur einige zu nennen. Gemäss Epprecht ist man bei der Energiestrategie auf Kurs; auch dank parlamentarischen Projekten, wie «Solarexpress», «Windexpress», «Mantelerlass», «Beschleunigungsvorlage», «CO2-Gesetz» sowie
der indirekte Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative (Klimaschutz-Gesetz), über welche am
18. Juni 2023 abgestimmt wird. Je nachdem werden diese nationalen Vorlagen auch zu einer
Anpassung der Gesetzgebung auf kantonaler Ebene führen. Epprecht ist überzeugt, dass die Energiewende Chancen für alle birgt und auch gemeinsam erreicht werden kann.

Kantonale Umsetzung im Konkreten
Martin Müller, Geschäftsführer Energie AR/AI, fokussierte nach einer Vorstellung des 2001
gegründeten Vereins – ein Netzwerk der wichtigsten Energieakteure wie Kanton, Gemeinden,
40 Gewerbe‐ und Industriebetriebe, diverse Energieorganisationen, 300 Private – auf die Versorgungssicherheit in Appenzell Ausserrhoden. Trotz der geforderten 40% lokalen und einheimischen Produktion ist noch immer 2/3 des Bedarfs vom Stromimport abhängig. Müller sieht jedoch grosses Potential, insbesondere bei der Reduktion des Energieverbrauchs (beispielsweise durch Gebäude-Wärmedämmungen) sowie bei der Zunahme der Stromproduktion in Appenzell Ausserrhoden durch Sonne und insbesondere Wind. Müller erwähnt weitere Prioritäten bezüglich Strom-Speicherung wie z.B. innerkantonal durch Quartierspeicher und Hausspeicher / Auto bidirektional. Auf kantonaler Ebene bieten sich Lösungen vor Ort, idealerweise im Verbund an. Die Effektivität von grossflächigen PV-Anlagen zeigt das Projekt ENIA Energie Impuls Industrie Appenzellerland. Dieses schafft Anreize, um möglichst viele Dachflächen der Mitglieder der Industrie AR für die Energiegewinnung zu nützen. Auf dem Dashboard wird die Menge der erzielten erneuerbaren Energie durch die Firmen der Industrie AR publiziert:  https://www.industriear.ch/dashboard

Investitionen in erneuerbare Energien
Für Dr. Christian Zeyer, Co-Geschäftsführer swisscleantech, zahlen sich Investitionen in erneuerbare Energien auf jeden Fall aus; beispielsweise in Solarenergie. Aufgrund der tieferen Produktionskosten sind jedoch grosse Anlagen volkswirtschaftlich interessanter sind. Zeyer regt an, neue Finanzierungsmöglichkeiten und erleichterten Zugang zu Kapital zu ermöglichen; wie auch durch Bürgschaften, im Sinne eines stärkeren Public-Private-Partnerships. Für Zeyer ist jedoch die Investition in erneuerbare Energien und Effizienz in einem grösseren Kontext zu verstehen. Er bezieht sich dabei auf die urliberalen Begriffe Freiheit, Eigenverantwortung, Gemeinsinn und Fortschritt. Es gehe darum, den grossen Herausforderungen Klimawandel, Abhängigkeit vom Ausland und Versorgungsengpässe mit importierter Energie entschlossen entgegenzutreten und Handlungsfähigkeit wieder zu gewinnen. Mit Gemeinsinn sei es möglich, dass die Schweiz ihrer Eigenverantwortung wahrnehme und wir so gemeinsam Freiheit und Fortschritt für die kommenden Generationen schaffen könnten.   

Technologische Entwicklungen in der Stromspeicherung
Eine grosse Frage wird sein, wie es inskünftig möglich sein wird im Industrie- Mobilitäts- und Privatbereich den Strom länger und klimafreundlicher speichern zu lassen. Der in Teufen wohnhafte Roland Jung, CEO Swiss Clean Battery gab spannende Einblicke in die Forschungen und Entwicklungen von Feststoffbatterien. Weltweit sind Unternehmen, auch dank öffentlicher Unterstützung, auf der Suche nach dem «heiligen Gral» der Stromspeicherung (welche langlebig, klimafreundlich, günstig und leistungsfähig) sein sollen. Das Ostschweizer Unternehmen Swiss Clean Battery ist auf gutem Weg, einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende zu leisten. In der anschliessenden Diskussion werden Fragen zur technologischen Entwicklung gestellt, welche sich teilweise parallel voneinander entwickeln; sowie zu Zielkonflikten und Interessensabwägungen zwischen Fortschritt und Bewahren. Durch die Forcierung der «Erneuerbaren» wird auch der Strombedarf steigen. Dies bedingt einen stärkeren Dialog und frühzeitigen Einbezug von Bevölkerung bei Energieprojekten z.B. Windkraft, welche die kulturelle Landschaft und die Wahrnehmung der Bevölkerung verändern werden. Eine vollständige Autarkie im Strombereich wird nicht möglich sein. Die Schweiz und die Kantone sind auch weiterhin auf Importstrom angewiesen. Dies bedingt unter anderem gute Beziehungen der Schweiz zum Ausland, insbesondere zu
Europa. Für Nils Epprecht wäre es deshalb wichtig, auch im Hinblick auf die erneuerbare Energie grossräumiger und grenzübergreifend zu denken.

Ein erstes Fazit aus der Veranstaltung ist die Erkenntnis, dass die Energieziele nur durch verschiedene Massnahmen erreicht werden können: Dekarbonisierung, mehr Inlandproduktion, wenn immer möglich durch erneuerbare Energien, Reduktion der Abhängigkeit aus dem Ausland, Gebäudesanierungen (nachhaltige Wärmeversorgung und gut gedämmte Gebäudehüllen) sowie Stromsparen. Dies gilt speziell für Appenzell Ausserrhoden mit einem der ältesten Gebäudeparks der Schweiz. Energiewende bedeutet auch Wärmewende, so Kantonsrat Matthias Tischhauser.

Weitere Informationen zu den Referaten finden Sie im Dossier «Energie» unter:
https://www.fdp-ar.ch/politdialog-ar/politdialog-ar-2023-energiezukunft-ar
www.politdialog-ar.ch

> Medienmitteilung PolitDialog 1. April 2023 (PDF)